Entspannungsgeschichten helfen Ruhe und Ausgeglichenheit wiederzuerlangen, wenn Ängste und Stress in der frühen Kindheit die Kontrolle übernehmen. Ängste können auch ein normales Entwicklungsstadium darstellen. Sie beziehen sich beispielsweise auf Dunkelheit, Blitz und Donner, Trennung von einer Bezugsperson beim Besuch des Kindergartens oder Grundschule. Ein Zuviel an Ängsten kann aber seelischen und körperlichen Stress auslösen und eine gesunde Entwicklung des Kindes hemmen. Etwas 10-15% der Ängste müssen behandelt werden und betreffen meistens die Trennungsangst, die soziale Ängstlichkeit und die generalisierten Angststörungen.
Bei der Trennungsangst möchte das Kind eine wichtige Bezugsperson nicht alleine lassen, da es sich übermäßig sorgt, dass der Person etwas Schlimmes passieren könnte. Ein Kind mit sozialer Angst vermeidet den Kontakt mit fremden und wenig vertrauten Kindern und Erwachsenen, da es sich nicht blamieren oder bloßstellen möchte. Generalisierte Angst erstreckt sich über ganz alltägliche Situationen oder Aktivitäten.
Kinder in der heutigen Zeit
Kinder sind in der heutigen Zeit vielen Stressfaktoren ausgeliefert. Die Corona-Pandemie ist ein gutes Beispiel dafür. Die Digitalisierung des Alltags hat im vergangenen Jahr stark zugenommen. Kinder befanden sich von einem Tag auf den anderen im Fernunterricht und Erwachsene im Home-Office. Dabei kollidierten die beiden Welten und die Konflikte innerhalb der Familien sind sprunghaft angestiegen. Die beobachtbaren Folgen bei Kindern waren motorische Unruhe, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme, Motivationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen und verschiedene Ängste.
Sind Entspannungsgeschichten geeignet, um Stress und Ängste abzubauen?
Imaginative Entspannungstechniken arbeiten mit Fantasiebildern, die Ruhe und Wohlbefinden im Kind erzeugen. Die imaginativen Bilder kommen dem Fantasiereichtum von Kindern entgegen und nutzen diese für eine umfassende Beruhigung des Körpers, des Geistes und der Seele. Die motorische Unruhe weicht einer körperlichen Entspannung und emotionale Zustände wie Angst und Wut, entstehen seltener. Zudem helfen sie beim Einschlafen und fördern die Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit durch eine Veränderung der Hirnstromaktivitäten.
Entspannungstechniken sind kein Heilmittel bei psychischen und körperlichen Erkrankungen, sondern können unterstützend wirken. Sie lösen auch keine schulischen oder familiären Konflikte. Eine psychotherapeutische Begleitung ist deshalb ratsam und wichtig.
Kapitän Nemos Entspannungsgeschichten
Die Kapitän-Nemo-Geschichten machen den Kindern Spaß. Der Erfolg hängt von der regelmäßigen Anwendung ab. Werden die Entspannungsgeschichten zu einem abendlichen Ritual, dann ist die Erfolgsquote für eine gute Entspannung deutlich höher, als bei einer sporadischen Übung.
Wichtig ist, dass das Ritual immer gleich bleibt und es keine Abweichungen davon gibt. Nur so kann das Kind die Entspannungstechnik erlernen, sie verinnerlichen und bei Bedarf bei Angst oder Stress abrufen.
Die Geschichten im Buch bestehen aus folgenden Elementen:
- Kapitän Nemo
- U-Boot Nautilus
- Unterwasserwelt
- Ausflüge in die Unterwasserwelt
- Taucheranzug und Taucherausrüstung
- Kapitän Nemos Spruch: „Nur ruhig Blut, dann wird alles gut!“
In der Fantasie der Kinder hat Kapitän Nemo sie auf die Nautilus eingeladen, um mit ihnen gemeinsam die Weltmeere und die verschiedenen Unterwasserwelten zu besuchen. Dabei sehen sie einen Korallenwald und einen Unterwasserwald, beobachten Delfine, Wale, Schildkröten und Seepferdchen, suchen Muscheln, sehen sich in der versunkenen Stadt Atlantis um und finden eine Schatzkarte, ein Piratenschiff und eine warme Unterwasserfontäne. Die Erlebnisbilder haben nichts bedrohliches oder aufregendes. Die Welten unter Wasser sind hell, sonnendurchflutet und warm, die Tiere begegnen Kapitän Nemo und dem Kind freundlich und sind vollkommen ungefährlich.
In den Geschichten finden sich Anleitungen zu Wärme- und Schwereerleben von Armen und Beinen. Das sind Grundbausteine des Autogenen Trainings und erhöhen zugleich die Wirksamkeit der Geschichten.
Wann werden die Kapitän Nemo Geschichten gelesen?
Die Kapitän Nemo Geschichten können sich Kinder sowohl selbst vorlesen, als auch vorgelesen bekommen. Sie sind laut der Autorin Prof. Dr. Ulrike Petermann für Kinder von 5 bis 12 Jahren geeignet.
Kinder brauchen für die Entspannungsgeschichten einen gemütlichen und ruhigen Ort. Fernseher oder Radio sollten dabei ausgeschaltet sein. Es gibt zwei Zeitpunkte, wo die Geschichte vorgelesen bzw. gelesen werden kann: vor den Hausaufgaben oder vor dem Einschlafen. Je nach Situation endet jede Geschichte ein wenig anders.
Wird die Geschichte vor dem Schlafengehen gelesen, dann sollte nachher nicht noch Zähneputzen oder Pyjama anziehen auf dem Programm stehen. Dies sollte bereits vorher erledigt sein.
Meine Empfehlung: 4 von 5 Bleistiften