Funktionaler Analphabetismus im Erwachsenenalter

„Lesen und Schreiben? Das kann doch wohl jeder!“

So oder so ähnlich klingen die Aussagen von Personen, die keine Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben haben. Laut aktuellen Studien können etwa 12% der Erwachsenen nicht in ihrer Muttersprache ausreichend lesen und schreiben.

Nimmt man die Personen hinzu, die auf dem Niveau der 4. Klasse Grundschule sind, dann ist es fast ein Drittel der Bevölkerung. Grund genug, um über dieses Thema zu sprechen.

Was bedeutet „Funktionaler Analphabetismus“?

„Funktionaler Analphabetismus ist dann gegeben, wenn die schriftsprachlichen Kompetenzen von Erwachsenen niedriger sind als diejenigen, die minimal erforderlich sind und als selbstverständlich vorausgesetzt werden, um den jeweiligen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.“ (Egloff, B., Grosche, M., Hubertus, P., Rüsseler, J. 2011)

Für viele ist es kaum vorstellbar, dass in unseren hochentwickelten Industrieländern es Menschen gibt, die mit dem Lesen und Schreiben Schwierigkeiten haben. Die mangelnde Beherrschung der Schriftsprache bringt viele Probleme im Alltag mit sich: Einkaufen, Straßennamen entziffern, Briefe beantworten, Geld beim Automaten beheben, kurzfristige Änderungen im Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel lesen oder Straßensperrungen und Umleitungen verstehen. Für viele Betroffene bedeutet dies großen Stress und eine permanente psychische Belastung.

Ständig versuchen sie ihre Schwächen vor anderen zu verbergen, da das fehlende Schreib- und Lesevermögen sehr stark mit Scham verbunden ist.

Pilotprojekt in Südtirol

Ende September 2022 startet in Südtirol ein Pilotprojekt, um Erwachsene, die nicht richtig lesen und schreiben können, zu fördern und sie in Alltagssituationen zu unterstützen.

Dieses Projekt wurde vom Amt für Weiterbildung der Provinz Bozen und der KVW Bildung ins Leben gerufen und wird momentan nur im Vinschgau angeboten.

Ziel ist es das Projekt 2023 auf das gesamte Gebiet der Provinz Bozen auszuweiten und dadurch Erwachsenen eine Hilfestellung zu geben.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung wurde gemacht. Nun liegt es an uns Gesellschaft, das Thema aus dem Tabubereich zu heben und sensibel damit umzugehen. Nur dadurch werden sich Betroffene melden und ihre Scham langsam ablegen können.

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