Dyskalkulie (auch Rechenstörung genannt) ist eine Lernstörung, die das Verstehen und Bearbeiten von Zahlen und mathematischen Aufgaben erschwert. Menschen mit Dyskalkulie haben oft Schwierigkeiten, einfache Rechenaufgaben zu lösen, Mengen abzuschätzen oder Zahlen zu erkennen. Diese Probleme haben jedoch nichts mit ihrer Intelligenz zu tun. Die Ursache liegt in der Art und Weise, wie das Gehirn Informationen verarbeitet.
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Wie das Gehirn mit Zahlen arbeitet
Unser Gehirn hat verschiedene Bereiche, die uns beim Rechnen und Verstehen von Zahlen helfen. Ein sehr wichtiger Bereich ist der sogenannte parietale Lappen. Dieser Teil des Gehirns befindet sich etwas oberhalb und hinter den Ohren. Er ist dafür zuständig, Mengen und Zahlen zu verarbeiten. Ein weiterer wichtiger Bereich ist der präfrontale Kortex, der vorne im Gehirn sitzt. Dieser Bereich hilft uns, Entscheidungen zu treffen und logisch zu denken oder Rechenaufgaben zu planen und auszuführen.
Zudem gibt es auch noch den Temporallappen. Dieser Bereich, der sich an den Seiten des Gehirns befindet, hilft uns, Informationen wie Zahlen zu speichern. Menschen mit Dyskalkulie haben oft Probleme, sich Zahlen zu merken, zu ordnen oder sich in einem Zahlenraum zu orientieren.
Normalerweise arbeiten diese Bereiche des Gehirns zusammen, wenn wir eine Rechenaufgabe lösen. Wenn du zum Beispiel 5 + 3 rechnest, schätzt dein Gehirn zuerst, wie groß die Zahlen sind, und dann findet es die richtige Lösung. Diese Zusammenarbeit der verschiedenen Hirnregionen funktioniert bei Menschen ohne Dyskalkulie gut und schnell.
Was passiert im Gehirn von Menschen mit Dyskalkulie?
Die Bereiche, die für das Verstehen von Zahlen zuständig sind, kommunizieren nicht so gut miteinander. Es ist so, als ob das Gehirn von Menschen mit Dyskalkulie eine Art „Datenstau“ hat. Informationen über Zahlen kommen an, aber sie werden nicht richtig verarbeitet. Das führt dazu, dass sich Menschen mit Dyskalkulie schwerer tun, einfache Rechenaufgaben zu verstehen oder zu lösen. Sie brauchen oft mehr Zeit und Mühe, um die gleiche Aufgabe zu bewältigen wie jemand ohne Dyskalkulie.
Typische Probleme bei Dyskalkulie
Menschen mit Dyskalkulie zeigen oft ähnliche Symptome. Hier sind einige Beispiele, was schwer für sie sein kann:
- Mengen verstehen: Es fällt schwer zu erkennen, wie viel „mehr“ oder „weniger“ ist. Zum Beispiel könnten sie nicht einschätzen, ob sieben Äpfel mehr oder weniger sind als fünf.
- Zahlen erkennen und merken: Menschen mit Dyskalkulie haben oft Schwierigkeiten, sich Zahlen zu merken. Telefonnummern, Adressen oder Uhrzeiten können leicht durcheinander gebracht werden.
- Grundrechenarten anwenden: Einfache Additionen (plus), Subtraktionen (minus), Multiplikationen (mal) oder Divisionen (geteilt) sind oft schwierig. Selbst Aufgaben wie 2 + 3 können große Mühe bereiten.
- Zeit und Geld: Es fällt schwer, Zeiträume richtig einzuschätzen. Auch das Umgehen mit Geld, wie das Rechnen von Wechselgeld oder das Planen eines Budgets, kann sehr herausfordernd sein.
Warum entsteht Dyskalkulie?
Die genauen Ursachen von Dyskalkulie sind noch nicht vollständig geklärt, aber Forscher gehen davon aus, dass es eine genetische Komponente gibt. Das bedeutet, dass Dyskalkulie oft in Familien auftritt. Kinder, deren Eltern oder Geschwister Dyskalkulie haben, haben ein höheres Risiko, ebenfalls betroffen zu sein.
Ein weiterer Faktor könnte die Entwicklung des Gehirns sein. Man vermutet, dass es mit Dyskalkulie in bestimmten Bereichen langsamer wächst oder sich anders entwickelt.
Fazit
Dyskalkulie ist eine spezielle Form der Lernschwäche, bei der das Gehirn Probleme hat, Zahlen richtig zu verarbeiten. Dies liegt daran, dass bestimmte Bereiche nicht so gut zusammenarbeiten, wie sie sollten. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Dyskalkulie nichts mit Intelligenz zu tun hat. Mit der richtigen Hilfe und Unterstützung können Menschen mit Dyskalkulie lernen, besser mit Zahlen umzugehen und ihren Alltag erfolgreich zu meistern.
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